Sehr geehrter Herr Çayır,
mein Name ist Jonah Behring, ich bin 16 Jahre alt und komme aus der Nähe von Berlin. Schon seit vielen Jahren interessiere ich mich für Geschichte, Sprachwissenschaften und auch Schriftsysteme. Dementsprechend fiel mir auch die gravierende Ähnlichkeit zwischen Orchonrunen und dem germanischen Futhark auf, kein Wunder also, dass mich der Artikel der FAZ über Ihre Theorie sehr interessierte und ansprach.
Zunächst einmal wollte ich Ihnen mitteilen, dass ich Ihre Arbeit sehr spannend und fortschrittlich finde.
Weiterhin stellte sich mir natürlich die Frage, wie sich die Zugehörigkeit der germanischen Sprachen zu der indoeuropäischen Sprachfamilie erklären würde, wenn eine Beziehung der Germanen zu den Turkvölkern existieren würde.
Nach einigem Überlegen kam mir die Idee, dass ja möglicherweise nicht die Germanen allein das Bindeglied sind, sondern gleich die Proto-Indoeuropäer, die vermutlich mit den Träger der Schnurbandkeramik übereinstimmen und gegen 2900 v.Chr. in Europa einwanderten.
Die sogenannte „Urheimat“ der Indoeuropäer wird ja derzeit in den pontokaspischen Steppen Südrusslands und der Ukraine vermutet, welche wiederum geographisch nah an Kasachstan und Sibirien liegen, in denen sich ja der Ursprung der Turkvölker befindet und somit könnte es ja einen gemeinsamen Vorfahren gegeben haben, wenn beide Völker, bzw. Volksgruppen, in einer ähnlichen Region lebten. Weiterhin könnte es – mit oder ohne gemeinsamen Vorfahren – zu großen Austauschen zwischen den Völkern gekommen, in denen Stabreime etc. hätten ausgetauscht werden können.
Zwar ist ja keine Schrift der Indoeuropäer bzw. Schnurbandkeramiker überliefert, jedoch hätte ja später ein weiterer Austausch stattgefunden haben – schließlich gab es in der Geschichte schon mehrfach nach Europa vorrückende Turkvölker.
Zusätzlich kam es ja auch zu Immigrationsbewegungen von Etruskern und den verwandten Völker der Leute von Lemnos und der Räter aus Anatolien nach Europa, die zwar vermutlich keine Turkvölker, sondern anatolische Indoeuropäer waren, aber doch auch Kontakt mit den Turkvölker hätten haben können.
(Weiterhin handelt es sich bei den Etruskern ja vermutlich um das Volk von Troja und Umgebung, da 1. die DNA-Untersuchungen auf diese Region hindeuten und 2. auch in der griechischen Geschichtsschreibung von der Vertreibung eines Volks aus Anatolien nach Lemnos berichtet wurde. Zusätzlich kommt es natürlich noch zu der allbekannten Sache mit der Aeneas-Sage, die die Trojaner als Vorfahren der Römer darstellt.)
Dies sind meine Gedanken zu Ihrer Theorie, ich wäre gespannt Ihre Meinung dazu zu hören,
Haben Sie ein schönes Wochenende,
Jonah Behring | 23.08.2019
Leserbrieg zum FAZ-Interview „Das Geheimnis der alttürkischen Runen“